Das richtige Schneiden von Bäumen und Sträuchern

In jedem Garten kommt es irgendwann einmal vor, dass Bäume und Sträucher geschnitten werden müssen:

  • Obstbäume im Herbst oder Frühjahr
  • Hecken im Spätsommer
  • Rosen zum Frühjahr
  • Sträucher im gesamten Winterhalbjahr
  • Stauden, besonderes ein Kapitel zum Frühjahr

 

Wieso sollen wir Bäume und Sträucher überhaupt schneiden?

  • wegen der Formgebung, sprich Optik, z.B. Hecken und Kugelbäume
  • aus Altersgründen, um einen Baum oder Strauch zu regenerieren, d.h. auch Krankheiten zu vermeiden
  • um die Blühwilligkeit zu erhöhen, z.B. bei Sträuchern, Obstbäumen, Rosen
  • aus Platzgründen
  • um mehr Licht und Luft in die Pflanzung zu bekommen
  • um eine Pflanze richtig zu erziehen
  • dass sich eine Pflanze an ihre neue Umgebung gewöhnen kann

 

Diese Punkte unterteilt man der Einfachheit halber in drei Kategorien:

  1. Der Erziehungsschnitt, auch Pflanzschnitt genannt, oben in Punkt 6 und 7 aufgeführt
  2. Der Erhaltungsschnitt, so bei Punkt 1, 3, 4
  3. Der Verjüngungsschnitt, wie bei Punkt 2, 5

 

1. Der Erziehungsschnitt

Möchten Sie eine Pflanzung machen, sollten Sie zwischen Ballen-, Topf- und Wurzelware unterscheiden. Meistens braucht nur die Wurzelware geschnitten zu werden. Die Pflanze soll sich an ihr neues Umfeld gewöhnen, dass heißt, Wurzeln sollten leicht eingekürzt und gelichtet werden, so dass sich neue Saugwurzeln bilden können. Auch ist es sinnvoll, abgestorbenes Material zu entfernen, so dass Krankheiten vermieden werden. Da die Wurzel behandelt wurde, muss auch das Astwerk beschnitten werden, um ein Gleichgewicht zwischen Wurzel- und Astwerk zu schaffen.

Wenn Sie die Krone bei kleinen Obstbäumen schneiden, dürfen Sie ruhig etwas rabiater sein. Sie suchen sich die besten 3-4 Äste ungefähr auf einer Höhe aus, die Sie stehen lassen, den Rest können Sie bis auf den nach oben zeigenden Leittrieb einfach entfernen. Die stehengebliebenen Äste werden jetzt auch noch um ca. 1/3 eingekürzt. So hat der Baum einen durchgehenden Leittrieb und drei Grundäste, an denen sich im Laufe der Jahre die gesamte Krone aufbaut.

Bei der rabiaten Methode haben Sie die Gewissheit, dass der Baum schnell anwächst und ordentlich ins Holz treibt.

Es gibt einen Grundsatz, der beim Schneiden immer gilt: Wer viel schneidet, wird viel Holz haben.

Wenn Sie nicht schneiden, bildet das Gehölz viel Blattmasse, die durch die Verdunstung zu viel Energie verliert. Entweder neigt der Baum zu Kräpelwuchs, oder er stirbt sogar. Genauso ist es auch bei den Sträuchern, nur dass ich um 1/3 auslichte und die stehen gebliebenen Äste um 1/3 einkürze. Ganz einfach, oder? Also, nichts wie ran, das erste wissen Sie jetzt.

 

2. Der Erhaltungsschnitt

Die einfachste Methode, um einen Erhaltungsschnitt zu machen, ist die Anwendung der Heckenschere. Das heißt, Sie rasieren alles, so wie Sie es in der nächsten Zeit gerne hätten.

Typisch hierfür ist das Heckeschneiden. Am besten schneidet man Hecken im Spätsommer, da um diese Zeit keine Vögel mehr brüten. Beim Heckenschnitt sind der Phantasie in der Formgebung keine Grenzen gesetzt.

Richtig ist es allerdings, dass Sie der Hecke ein wenig Anlauf verpassen, das bedeutet, dass die Hecke nach oben konisch zuläuft, so dass Sonne und Licht an das Gehölz kommen.

Die Blühwilligkeit bei Obstbäumen, also auch den Ertrag, können Sie durch regelmäßiges Nachschneiden einmal pro Jahr erreichen. Wenn Sie z.B. vor einem Apfelbaum stehen, schauen Sie sich zuerst an, was aus diesem Baum verschwinden könnte: also alles, was krank ist, wird grundsätzlich entfernt. Als nächstes entfernen Sie die Zweige, die nach innen wachsen, die sich reiben, so dass die nach außen wachsenden Priorität gewinnen und die neue Krone bilden. Sie entfernen altes verkrüppeltes Fruchtholz, dass sind die geriffelten Enden mit den neuen Knospen dran. Aber Vorsicht, entfernen Sie nur das alte, alles andere bringt den Ertrag ! Zum anderen kürzen Sie zum Schluß noch die frischen Triebe aus dem vergangenen Jahr um 2/3 ein. Daraus bildet sich Fruchtholz! Was zuviel an neuen Trieben ist, wird komplett entfernt (was nach innen wächst, was näher als eine Handbreit zusammen steht). Falls die Hauptäste sehr dünn sind, so dass Sie die nächste Ernte nicht überleben würden, kann man auch diese noch ein wenig einkürzen.

Bei Sträuchern ist es nicht viel anders. Ich entferne, was nach innen wächst, was sich reibt und scheuert. Und was zu lang ist, wird eingekürzt. Machen Sie nicht den Fehler und kürzen immer nur ein, die Sträucher sehen nach einigen Jahren aus wie Reiserbesen, das Kranke und Abgestorbene nimmt überhand und der Strauch scheidet dahin. Auch sollte man nicht zuviel einkürzen, denn dadurch wird das wertvolle Blütenholz wieder entfernt. Ein Mittelmaß zwischen Einkürzen und Auslichten sollte zum Erhalt des Strauches eingehalten werden.

Rosen werden im Herbst nur eingekürzt. Die befallenen Stellen bei den Rosen sitzen in den Spitzen, z.B. mit Mehl- oder Sternrußtau. Das Abgeschnittene sollte ausnahmsweise in die Restmülltonne entsorgt werden, so dass Krankheiten nicht überwintern können. Wenn im Februar die ersten Sonnenstrahlen auf sie einwirken, ist das das optimale Wetter zum Rosenschneiden. Bei den Rosen sollte altes, krüppeliges Holz komplett entfernt werden. 3-4 gesunde frische Triebe lassen Sie stehen, der Rest weg ! Einkürzen können Sie die Rosen bis auf ca. 10-20cm, man sagt auch bis auf 3-4 Augen, nur sieht man die dann noch nicht, sie schlafen noch, deshalb sagt man auch "Schlafende Augen". So haben Sie die Gewissheit, dass die Rosen richtig ins Holz treiben und sich im Sommer eine schöne Blüte entwickelt. Ausnahme : Bei Kletterrosen sollten Sie etwas vorsichtiger mit dem Zurücknehmen sein, da reicht es, wenn Sie die Rosen einkürzen und das alte Zeug entfernen. Auch bei Strauchrosen, die höher werden sollen, brauchen Sie nicht so viel abzuschneiden. Im Sommer können Sie nach Lust und Laune das Verblühte herausschneiden, das erhöht die nachfolgende Blühwilligkeit ungemein.

 

3. Der Verjüngungschnitt

Der Verjüngungsschnitt wird in Ausnahmefällen angewandt. Das gibt immer eine Menge Holz ;-)
Beim Verjüngungsschnitt entfernt man z.B. die alten Triebe über dem Boden. Alle 5-10 Jahre ist das bei Sträuchern ganz angebracht, da sich die Pflanze von Grund auf generieren kann. Das junge Holz, das aus dem Boden ausschlägt, bleibt stehen und kann nachträglich noch ein wenig eingekürzt werden. Da ein Baum oder Strauch immer dort austreibt, wo er eingekürzt wurde, haben Sie die Gewissheit, dass er unten wieder austreibt, und das mit voller Energie.

Hecken werden durch den Erhaltungsschnitt mit der Heckenschere im Laufe der Jahre von innen immer knorziger und sehen von außen eieriger aus, die können Sie dann auf den Stock setzen, d.h. Sie schneiden sie über der Erde zur Regenerierung ab oder kürzen sie stark mit einem Astkneifer ein.

Das Gleiche gilt auch für Schutzhecken, wobei Sie darauf achten sollten, dass nur die Hälfte der Fläche regeneriert wird, so dass sich Tiere noch im anderen Teil verkriechen können. Die andere Hälfte können Sie nach weiteren 5 Jahren regulieren.

Bei Obstbäumen wendet man den Verjüngungsschnitt an, wenn z.B. eine Krankheit überhand genommen hat, wie z.B. die Kräuselkrankheit bei den Sauerkirschbäumen. Da gilt dann "friss oder stirb", entweder der Baum überlebt es und wird wieder gesund, oder er scheidet dahin, dann gibt es nur noch die Endsanierung mit dem Gartenmoped ...

Wichtig ist, dass man das Kranke bis ins gesunde Holz entfernt und nur ein paar Leitäste stehen lässt, so dass der Baum eine Chance hat, eine Menge neues gesundes Holz zu produzieren.

 

Allgemeines:

Da Pflanzenkrankheiten in den letzten Jahren mehr und mehr vertreten sind, sollten Sie vor Beginn Ihr Schnittwerkzeug mit Waschbenzin oder Verdünnung desinfizieren. Das spielt auf jeden Fall für die Gärtner eine Rolle, wenn sie von einem zum anderen Garten unterwegs sind!

Vielfach ist es bei Obstbäumen so, dass jedes Jahr kräftig geschnitten wird. Das kräftige Ausschneiden sollte eine Ausnahme sein, denn im nächsten Jahr treibt das Holz wieder wie verrückt zum Himmel und wieder wird ordentlich gekürzt. Meistens haben diese Bäume nicht sehr viel Ertrag, da sie ihre Energie komplett in das Holz stecken.

Grundsätzlich sollten Sie sich schon beim Kauf Gedanken machen: Obstbäume sind veredelt auf unterschiedlichen Unterlagen, auf schwachwachsenden und auf stark wachsenden. Schwach wachsende Bäume, die Sie fördern wollen, schneiden Sie stark, damit der Austrieb verstärkt wird. Stark wachsende Bäume schneiden Sie nicht so viel, da Sie sonst den Austrieb noch verstärken würden.

Das war´s zum Gehölzschnitt, viel Spaß beim Umsetzen :-)