Der Garten als Kraft-Ort

Anregungen zur Gartengestaltung

Ein Garten bietet unzählige Möglichkeiten zur Gestaltung. Eine Weise folgt den Kriterien der alten chinesischen Harmonielehre Feng Shui. Hierbei schwebt vielen Gartenfreunden eine Ansammlung fernöstlicher Accessoires vor, doch Feng Shui hat damit überhaupt nichts zu tun. Irrtümer über den Feng Shui-Garten rühren wohl daher, dass noch immer keine sachliche und vernünftige Literatur über diese Gestaltungsmethode auf dem Markt ist und Feng Shui daher oft in die Esoterik-Schublade geschoben wird.

Jeder Mensch baut das Haus und schafft den Garten, der zu ihm passt. Oder er zieht in diejenigen, die ihm zusagen. So jedenfalls behaupten die alten Chinesen, die auch die persönliche Umgebung gleichsam als zweite Haut des Menschen betrachten. Nach dieser Lehre gibt es gewisse Grundkriterien, wie man ein Haus und einen Garten optimal nach den eigenen Lebensbedingungen gestalten kann.

Gartengestalter haben häufig die Erfahrung gemacht, dass ihre Vorschläge, die sich nach Feng Shui-Kriterien ausrichten, auf spontane Zustimmung der Kunden stoßen: „Logisch, so sollte es sein!“, hören sie oft, auch ohne dass je von Feng Shui die Rede war. Viele alte Bauernhäuser und Gärten sowie alte Stadtvillen sind nach diesem Lebensprinzip gebaut, ohne dass deren Architekten etwa von Feng Shui ahnten. Es wurde eher nach Archtypen gebaut: Das Haus hatte in der Mitte den Eingang , der durch die Außengestaltung noch betont wurde. Die Häuser hatten oft mittig gelegene, große Zentren des Wohnens. Von ihnen aus ergab sich die Anordnung der Räume. Die Außenlinien folgten meist sehr klaren geometrischen Grundformen ohne Anbauten und Winkel. In der heutigen Zeit wird oft sehr viel unübersichtlicher gebaut: Ecken, Winkel, Häuser fast vollständig aus Glas in ungewöhnlichen Grundrissen, ausgefallene Dachformen etc. Spiegeln diese baulichen und gartenbaulichen Formen nicht vielleicht auch unsere Zeit, ihre Hektik, ihren Stress, das Durcheinander in Familien und Firmen, in Politik und Wirtschaft – und vielleicht sogar unsere modernen Krankheitsbilder?

Bei der Gestaltung eines Gartens geht es darum, dem Menschen seine Umgebung in einer ihm angemessenen Weise zu gestalten.

Im Eingangsbereich heißen wir ihn herzlich willkommen – der Garten wird nach vorne großzügig geöffnet, um einen Blick zum Haus und aus dem Haus zu gewähren. Dies gilt gerade auch für Firmengrundstücke, soll doch dem Betrieb die nötige Beachtung geschenkt werden.

Der Garten als Kraft-Ort sollte ein Zentrum haben. Zentren sind in Gärten wie Häusern sehr wichtig: sie spiegeln das Herz der Menschen wider. Das gilt ebenso für Dörfer und Städte. Wir erinnern uns an Reisen in Städte, die wir mögen. Meist bieten sie z.B. riesige Brunnenanlagen vor mächtigen Kirchen an großen Plätzen. Heute werden vielerorts Zentren zerstört. Wundert man sich, dass aus den Städten das Leben verschwindet? Die Innenstadt von Minden bietet ein gutes Beispiel: Vor dem Dom, dem alten Zentrum, lag ein mächtiger freier Platz. Die breite Martinitreppe führte direkt darauf zu, bis zu Beginn der 70-er Jahre das neue Rathaus den Platz verbaute. Wie der Autor erfahren durfte, ging in der Vergangenheit das Bestreben alter Mindener Geschäftsleute dahin, freie Plätze zu erhalten. Folge der Bebauung ist die Zerstreuung des Mindener Geschäftsviertels. War der Streit um die Rathaus-Passage der Versuch, den Weg zurück zu finden?

Wo hat der Garten seine Mitte? Und wie ist sie beschaffen? - Das Zentrum des Gartens kann auf verschiedene Weise gestaltet werden, nur sollte es herausragen und kennzeichnend sein, etwas Besonderes, ein Stein, eine Pflanze, der man besondere Beachtung schenkt, oder z.B. eine Brunnenanlage.

Für den Landschaftsgärtner sind bei der Gestaltung eines Gartens Schutz und Rückhalt, den er bietet, die entscheidenden Kriterien. Welchen Rückzugsraum bietet etwa eine Terrasse, die einen Einblick seitens der gesamten Nachbarschaft erlaubt? Die Terrasse sollte ein lauschiger Platz der Privatsphäre sein, an dem man intensiv Kraft für den Alltag tanken kann. Hier ist zu beachten, dass sie gewisse Anlehnungspunkte besitzt, wie etwa die gemütliche Eckbank in einem Restaurant. Der Gestaltung und Ausstattung sind keine Grenzen gesetzt. Krumme-Naturgärten bevorzugt traumhafte Trockenmauern aus Naturstein. Nach der Feng Shui-Lehre sind Haus und Garten verschiedene Lebensbereiche zugeordnet, entsprechend den acht Lebenssituationen wie etwa Familie, Kindern, Karriere, Wohlstand etc. Diesen Bereichen kann man die jeweilige Lebenssituation des Menschen zuordnen. Wandelt sich diese, werden intuitiv auch die Räume bzw. das Umfeld verändert.

Ein zentrales Kriterium der Gartengestaltung ist die Berücksichtigung der fünf Elemente Wasser, Erde, Holz, Feuer und Metall. Unterhält man heute, anders als früher etwa in alten Bauernhäusern, nicht dauerhaft ein Feuer im Haus, verwendet man dafür oft Symbole: Im Garten können das rote Terracotta-Gefäße sein oder auch spitze Formen und Pflanzen wie die Buchsbaum-Pyramiden oder rotlaubige Gehölze. Wasser passt gestalterisch in fast alle Gärten, wo nicht, kann auch Kies als ‚trockenes Wasser’ eingesetzt werden. Auch geschwungene Formen symbolisieren Wasser. Erde und Holz sind in den meisten Gärten hinreichend vorhanden. Das Metall lässt sich in silbrigen und metallischen Farben sowie durch Kuppelformen einbringen.

 In fast jedem Haus und jedem Garten sind die genannten Elemente mehr oder weniger vorhanden. Will man das eine oder andere stärker hervorheben, lässt sich dies sehr einfach durch Dekoration bewerkstelligen, ohne dass Haus und Garten gleich einen speziellen Feng Shui-Eindruck vermitteln. Krummes Wunsch wäre, dass Häuser, Firmengebäude und Städte wieder stärker nach den ‚Ursprungsprinzipien’ geplant und gebaut würden. Das Leben wäre mit Sicherheit weniger anstrengend und chaotisch.

Dietrich Krumme berät Gartenfreunde gern zu diesem Thema und nimmt (Um-) Gestaltungen nach Wunsch der Kunden vor. Er hat zahlreiche Kurse an der Feng Shui-Schule in der Schweiz absolviert.